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"Der persönliche Kontakt ist unverzichtbar"

75 Jahre Niedersachsen, 75 Jahre Justizgeschichte / Diskussion in Göttingen zur Digitalisierung der Opferhilfe


Das Jahr 2001 war für die Beratung und Betreuung von Opfern von Straftaten ein ganz wichtiges Jahr. Das Land entschied sich damals, die Opferhilfe zu professionalisieren und gründete die „Stiftung Opferhilfe Niedersachsen“, die in diesem Jahr ihren 20. Geburtstag feiert. Auch deshalb war es Justizministerin Barbara Havliza ein Anliegen, im Rahmen ihrer Zeitreise „75 Jahre Niedersachsen, 75 Jahre Justizgeschichte“ die Stiftung Opferhilfe einzubinden – und dabei den Blick nach vorne zu richten.

Am Donnerstag diskutierte Ministerin Havliza auf dem Podium im Amtsgericht Göttingen mit einem Polizisten, einer Psychologin und einer Mitarbeiterin eines Frauenhauses darüber, wie digital eine wirksame Opferhilfe sein kann und darf.

Die gute technische Ausstattung der Opferhelferinnen und Opferhelfer begann bereits im Entstehungsjahr mit der Anschaffung von Handys, das war 2001 eher selten für in diesem Bereich Tätige. Heute sind die Mitarbeitenden mit Laptops, Internetzugang, Programmen wie Skype etc. ausgestattet und bieten u. a. eine Onlineberatung für Betroffene an.

Andreas Stöbener, Leiter des 1. Fachkommissariats der Polizeiinspektion Göttingen, berichtete, dass auch außerhalb der Polizeiinspektion Vernehmungen durchgeführt werden. Dazu seien im November 2020 mobile Videoeinheiten angeschafft worden. Damit habe man in bereits mehr als 90 Fällen sehr gute Erfahrungen gemacht. Mit dieser Methode könnten gerade kindliche Zeugen entlastet werden, da die Vernehmung in ihrem gewohnten Umfeld durchgeführt werden könne. Die Videovernehmung an sich, ob bei der Polizei oder im gerichtlichen Zwischenverfahren, erleichtere die Arbeit aller Beteiligten und komme den Opfern zugute.

Maria-Judith Benter stellte ihr Projekt „Erste Hilfe für die Seele“ vor, welches sie als Mitarbeiterin des Asklepios Fachklinikums anbietet. Dieses spezifische notfallpsychologische Beratungsangebot richte sich speziell an Menschen (und deren Angehörige), die vor kurzem einem besonders belastenden Ereignis ausgesetzt waren oder einen tragischen Verlust erlitten haben. Benter schilderte vor allem, dass ein digitales Angebot im ländlichen Raum für ein schnelleres Beratungsangebot sorgen könne, wenngleich dies den persönlichen Kontakt nicht ersetzen könne.

Denise Langner von der Beratungsstelle „Frauen für Frauen e.V.“ in Osterode berichtete über ihre weitreichenden Erfahrungen in der digitalen Beratung. So biete ihr Verein etwa Beratungstermine via Skype oder Signal an. Die Schwierigkeit bestehe jedoch darin, die Adressaten – vor allen Dingen junge Frauen – über die sozialen Medien auch zu erreichen.

Die Beteiligten waren sich einig, dass die Digitalisierung enorme Fortschritte mit sich bringt, um Opfern von Straftaten eine schnelle Kontaktaufnahme zu ermöglichen und sie bestmöglich zu erreichen.

„Aber letztlich ist in dem sensiblen Bereich der Opferhilfe der persönliche Kontakt unverzichtbar“, so Ministerin Havliza. „Ein Vertrauensverhältnis lässt sich digital nur schwer aufbauen. Und die häusliche Umgebung im Rahmen von Videotelefonie ist selten hilfreich. So kann etwa bei einem plötzlichen Gesprächsabbruch nicht eingeordnet werden, ob dies an der Technik liegt oder ob eine Krisensituation seitens des Opfers den Abbruch verursacht hat. Das sind nur einige Beispiele, die zeigen, warum Opferhilfe vom persönlichen Kontakt lebt. So haben wir heute in Göttingen beides kennengelernt: Viele Ansatzpunkte, wie wir die Arbeit mit Opfern von Straftaten durch digitale Angebote verbessern können. Aber auch die ganz wichtige Erkenntnis, dass die digitale Beratung ihre Grenzen hat.“

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75 Jahre Niedersachsen

Artikel-Informationen

erstellt am:
22.10.2021
zuletzt aktualisiert am:
28.10.2021

Ansprechpartner/in:
Herr Hans-Christian Rümke

Nds. Justizministerium
Stv. Pressesprecher
Am Waterlooplatz 1
30169 Hannover
Tel: 0511 / 120-5044

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