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Auf den Spuren von Fritz Bauer in Braunschweig

75 Jahre Niedersachsen, 75 Jahre Justizgeschichte


75 Jahre Niedersachsen sind auch 75 Jahre Justizgeschichte. Justizministerin Barbara Havliza unternimmt deshalb in diesen Tagen eine Reise durch die Jahrzehnte niedersächsischer Justiz und besucht mehrere Orte, die einen Bezug zum jeweiligen Jahrzehnt haben. Am heutigen Dienstag war die Ministerin in Braunschweig auf den Spuren von Fritz Bauer.

Das Leben und Wirken des Juristen Fritz Bauer ist in den vergangenen Jahren vielfach verfilmt und gewürdigt worden, vor allem Bauers historische Rolle als Ankläger in den Frankfurter Ausschwitz-Prozessen. Im Jahr 1950 wurde Fritz Bauer zunächst Generalstaatsanwalt in Braunschweig. Ministerin Havliza und der heutige Generalstaatsanwalt Detlev Rust begaben sich deshalb mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern zu Orten, an denen Bauer in Braunschweig gewirkt hat. Fachlich begleitet wurde der Rundgang von dem renommierten Braunschweiger Historiker Prof. Dr. Gerd Biegel.

Die Spurensuche begann vor dem Gebäude der Generalstaatsanwaltschaft, seit 2012 unter der Adresse „Fritz-Bauer-Platz 1“ zu finden. Von dort ging es zum früheren Wohnhaus Bauers in der Jasperallee 27, hier ist heute eine Gedenktafel angebracht. Die dritte Station war die Gedenkstätte am Ort des KZ-Außenlagers Braunschweig in der Schillstraße, wo der Gedenkstättenleiter Frank Ehrhardt das „Offene Archiv“ näher vorstellte, eine Sammlung von Quellen, Bildern und Erinnerungsgeschichten über das damalige Geschehen in Braunschweig.

Den Abschluss bildete im Schwurgerichtssaal des Braunschweiger Landgerichts eine Diskussionsrunde über den sog. Remer-Prozess, das wohl bedeutendste Bauers in seiner Braunschweiger Zeit. Im „Remer-Prozess“ ging es im Jahr 1952 vor dem Landgericht Braunschweig um ein Verfahren gegen den ehemaligen Generalmajor Otto Ernst Remer, der wegen übler Nachrede und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener angeklagt war. Fritz Bauer hatte den Prozess maßgeblich vorangetrieben, um dafür zu sorgen, dass posthum die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 rehabilitiert wurden. Im Rahmen der Beweisaufnahme wurden seinerzeit auch theologische Gutachten beigezogen, in denen vor allem der Mythos des „Führereides“ argumentativ demontiert wurde. Der Hörfunk-Journalist Hans Stallmach hielt in diesem Zusammenhang einen Vortrag zum Thema „Moraltheologie im Strafrecht? Zur Rolle der Theologen im Remer-Prozess“. Der Vortrag wurde unterlegt durch Original-Hörfunk-Material aus dem damaligen Prozess, der am selben Ort im Braunschweiger Landgericht stattgefunden hat.

Justizministerin Barbara Havliza würdigte abschließend die Rolle Fritz Bauers für die Justizgeschichte Niedersachsens: „Fritz Bauer ist ein Vorbild für alle Juristinnen und Juristen. Er hat sich in einer Zeit furchtlos für seine Ideale eingesetzt, als der Zeitgeist in der Justiz oft noch gegen ihn war. Das kann man heute nur bewundern. Häufig wird das Wirken Bauers vor allem mit der Ergreifung Adolf Eichmanns und mit den Frankfurter Auschwitz-Prozessen in Verbindung gebracht. Seine Beteiligung im sog. Remer-Prozess ist jedoch ebenso bedeutsam in der westdeutschen Nachkriegsgeschichte. Die Relevanz des in Braunschweig geführten Prozesses für die Aufarbeitung des nationalsozialistischen Unrechts geht weit über Niedersachsen hinaus.“

Schmuckgrafik   Bildrechte: MJ
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75 Jahre Niedersachsen

Artikel-Informationen

erstellt am:
19.10.2021
zuletzt aktualisiert am:
28.10.2021

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