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30 Jahre JVA Uelzen: Justizministerin besucht Tag der Öffentlichkeit

Niewisch-Lennartz „Hier werden innovative Projekte getestet, die Maßstäbe im Justizvollzug setzen“


Die Niedersächsische Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz hat heute die JVA Uelzen besucht, die anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens mit einem Tag der Öffentlichkeit zu einem Blick hinter die Mauern der Justizvollzugsanstalt eingeladen hatte.

„Ich gratuliere von Herzen zu 30 Jahren äußerst erfolgreicher Arbeit. Hier in der JVA Uelzen sind in den vergangenen Jahren viele innovative Projekte getestet worden, die Maßstäbe im niedersächsischen Justizvollzug und darüber hinaus gesetzt haben“ lobte Niewisch-Lennartz. „Darauf können Sie mit Fug und Recht stolz sein. Ich bin sicher, von der JVA Uelzen werden noch viele Impulse ausgehen.“

Videodolmetscher

So wurde in der JVA Uelzen kürzlich das Live-Dolmetschen für Gespräche mit nicht-deutschsprachigen Gefangenen erfolgreich getestet. Mittels Internet und Bildschirm können innerhalb kürzester Zeit zu den meisten Sprachen der Erde Video-Dolmetscherinnen und Dolmetscher zugeschaltet werden, die dann mit den Inhaftierten und Bediensteten kommunizieren. Derzeit wird geprüft, in welcher Form das Videodolmetschen auf weitere Anstalten in Niedersachsen übertragen werden kann.

„Wir haben im Justizvollzug immer mehr Menschen, die die deutsche Sprache nicht beherrschen“, erklärte die Justizministerin. „Wir können aber nicht immer tagelang auf einen Dolmetscher warten, der vielleicht einen seltenen Dialekt spricht und extra anreisen muss. Mit Videodolmetschern sind wir in der Lage flexibler und auch kostengünstiger zu agieren. So können wir schneller mit den Inhaftierten in Kontakt treten, wichtige Informationen erhalten und vermitteln und auf sicherer Grundlage Entscheidungen treffen.“

Listener-Projekt

Bei dem Projekt „Listener“ (engl.: zuhören), das derzeit in der JVA Uelzen erprobt wird, handelt es sich um ein bereits evaluiertes Suizidpräventions-Programm, das seit 2011 in der JVA München angewendet wird. Hierbei werden hafterfahrene Inhaftierte zu sogenannten „Listenern“ ausgebildet und Neuzugängen im Rahmen eines „Gefangene-helfen-Gefangenen Settings“ stabilisierend zur Seite gestellt.

„Wir wissen, dass Inhaftierte gerade in der Anfangszeit im Justizvollzug besonders belastet und oftmals auch suizidgefährdet sind. Dem wollen wir unter anderem mit dem Listener-Projekt entgegenwirken“, so die Ministerin.

„Job Aktiv“

Seit Mitte 2015 betreuen drei Bedienstete Gefangene des geschlossenen Vollzuges einige Monate vor der Entlassung mit der Zielsetzung, sie in Arbeit zu vermitteln.

Die Bediensteten werden auf diese Aufgabe durch umfangreiche Fortbildungen vorbereitet. Zu diesem Zweck haben sie unter anderem bei der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter, Zeitarbeitsfirmen und Bildungseinrichtungen hospitiert. Sie erarbeiten mittels eines mehrtägigen Verfahrens die Fähigkeiten und Ressourcen der vor der Entlassung stehenden Inhaftierten und erstellen eine Berufswegeplanung.

„Job Aktiv ist viel mehr als eine reine Arbeitsvermittlungsmaßnahme“, betonte Niewisch-Lennartz bei ihrem Besuch. „Durch den ressourcenorientierten Ansatz trägt das Projekt aktiv zu tragfähigen und positiven Arbeitsbeziehungen bei. Das ist ein unschätzbarer Gewinn für eine gelingende Wiedereingliederung der Gefangenen in unsere Gesellschaft jenseits der Anstaltsmauern.“

Hintergrund

Am Samstag, dem 10.06.2017 in der Zeit von 10 bis 16 Uhr lädt die JVA Uelzen anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens mit einem „Tag der Öffentlichkeit“ zu einem Blick hinter die Mauern ein. Interessierte Bürgerinnen und Bürger erhalten so Gelegenheit, sich ein Bild vom Alltag der Bediensteten sowie der Inhaftierten und den vielfältigen Behandlungs- und Betreuungsangeboten zu machen. Ein Gefangenentransportbus steht zur Besichtigung bereit, ein Rauschgiftspürhund kann bei der Arbeit beobachtet werden und die Handwerksbetriebe stellen ihre Produkte vor.

Die JVA Uelzen wurde am 27.05.1987 eingeweiht. Mit der Anstalt wurde damals eine geographische Lücke in der Vollzugslandkarte geschlossen. Dies ermöglicht bis heute eine heimatnahe Unterbringung von Gefangenen aus der Region Nordostniedersachsens, was eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Wiedereingliederung nach der Entlassung darstellt.

Anfangs wurden neben der Strafhaft und der Untersuchungshaft jugendlicher Straftäter ab 1994 auch Abschiebehaft in Uelzen vollzogen. 2002 kam der Zusammenschluss mit den Abteilungen Cuxhaven, Stade und Lüneburg. Ein Jahr später wurde die Sozialtherapeutische Abteilung eröffnet. Ende 2014 wurde eine Wohngruppe für jugendliche Untersuchungsgefangene eingerichtet.

Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt in der Vernetzung mit Akteuren außerhalb der Anstaltsmauern, zum Beispiel mit der Agentur für Arbeit, der Kreisvolkshochschule und anderen Bildungsträgern, mit dem Ambulanten Justizsozialdienstes Niedersachsens und den freien Trägern der Straffälligenhilfe. Diese enge Zusammenarbeit ist Voraussetzung für ein erfolgreiches Übergangsmanagements (Entlassungsvorbereitung). Ziel ist, dass die Gefangenen bei ihrer Entlassung einen so genannten sozialen Empfangsraum vorfinden, der die Grundlagen für ein zukünftiges straffreies Leben schafft.

Presseinformation

Artikel-Informationen

erstellt am:
10.06.2017

Ansprechpartner/in:
Frau Marika Tödt

Nds. Justizministerium
Pressesprecherin
Am Waterlooplatz 1
30169 Hannover
Tel: 0511 / 120-5043
Fax: 0511 / 120-5181

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